Je nachdem wie schnell man wieder in den Beruf zurück will oder muss, stellt sich die Frage nach der Kinderbetreuung. Die Elternzeit schreitet in großen Schritten voran und der erste Arbeitstag rückt näher, da stellt sich dann auch die Frage nach der Eingewöhnung in die Krippe. Doch wie lange dauert die Eingewöhnung in der Krippe? Auch hierfür muss man die Zeit rechtzeitig einplanen.

Wie lange dauert die Eingewöhnung in der Krippe? Eine durchschnittliche Eingewöhnung in einer Krippe dauert in der Regel 14 Tage. Das bedeutet, dass in 80 % der Fälle die Kinder nach dieser Zeit eingewöhnt sind, aber nicht, dass der Prozess der Eingewöhnung insgesamt abgeschlossen ist. Zu Beginn werden sich die Kinder nämlich nur auf ihre Bezugserzieherin konzentrieren und dann nach und nach weiteren Personen öffnen. Dieser Prozess kann noch einiges über die ersten zwei Wochen hinaus. Für die Elternbegleitende Eingewöhnung sollten sich die Eltern mindestens zwei bis vier Wochen Zeit nehmen, da es neben emotionalen auch gesundheitliche Hindernisse geben kann (das Kind wird krank), die den Prozess verlängern können.

Die Frage nach der reinen Dauer der Eingewöhnung ist nur ein kleiner Aspekt. Im Folgenden habe ich noch die wichtigsten Themen und Fragen zusammengetragen, die sich Eltern rund um die Eingewöhnung in einer Krippe stellen.

Ablauf und Dauer einer durchschnittlichen Eingewöhnung in eine Krippe

Mit dem Gang in die Krippe beginnt für Eltern und Kinder ein neuer Lebensabschnitt. Für die Kinder gibt es viele neue Eindrücke, Situationen, Orte und Bezugspersonen kennenzulernen. Nicht zu vergessen, die vielen anderen Kinder. Damit dieser Übergang nicht zu schwerfällt, gibt es grundsätzliche Abläufe der Eingewöhnung in den Krippenalltag. So soll sichergestellt werden, dass jedes Kind gut ankommt und sich auch später dort wohlfühlt.

Der grundsätzliche Ablauf

Die meisten Kitas in Deutschland verfahren nach dem sogenannten Berliner Modell. Dabei wird Schritt für Schritt versucht das Kind an die neue Umgebungssituation und erstmal eine neue Bezugsperson zu gewöhnen. Damit dies bestmöglich gelingt, starten die neuen Krippenkinder nicht zeitgleich, sondern gestaffelt zeitversetzt. So soll jedem Kind die Zeit zur Akklimatisierung gegeben werden.

Der erste Tag

Am ersten Tag der angesetzten zwei Wochen steht dabei meist ein Eingewöhnungsgespräch mit den Eltern und der zukünftigen Bezugserzieherin an. Die Bezugserzieherin versucht darin schon möglichst viel über das Kind und seine Gewohnheiten zu erfahren. Je besser sie es kennt, umso besser kann sie auch auf es eingehen.

Vor der ersten Trennung

Die ersten drei bis vier Tage dienen dem Vertrauensaufbau. Ein Elternteil bleibt in dieser Zeit zwischen einer halben und einer Stunde mit dem Kind in der Kita. Die Anwesenheit gibt dem Kind Sicherheit die neue Umgebung schon ein wenig zu erkunden. Es findet in dieser Zeit kein Trennungsversuch statt. Die Bezugserzieherin wartet in der Regel auf einen Kontaktversuch vonseiten des Kindes. Wenn dieser erfolgt, nimmt sie ihn an und bietet eine Spielmöglichkeit oder ähnliches an.

Der erste kleine Abschied

Am vierten oder fünften Tag erfolgt in der Regel der erste kurze Trennungsversuch. Diese kurze Trennung dauert zwar meist nur einige Minuten. Dennoch muss sich der Elternteil direkt vom Kind verabschieden und sich nicht „rausschleichen“. Viele würden sich gerne mögliche Tränen so ersparen, aber für das Vertrauen des Kindes ist es wichtig, dass ein richtiger Abschied erfolgt, auch wenn ein paar Tränchen fließen. Nach der Trennung holt man das Kind dann ab und verlässt auch gleich die Einrichtung, damit das Kind das Konzept des Abholens verinnerlicht.

Wenn die erste kurze Trennung gut klappt, wird der Zeitraum mehr und mehr sukzessive ausgeweitet. Das ist dann der Fall, wenn sich das Kind gut von der Bezugserzieherin trösten und ablenken lässt. Je nach Reaktion des Kindes können Mama und Papa dann erstmal eine halbe Stunde wegbleiben. Nach und nach wird die Zeit dann bis zum Mittagessen, Mittagsschlaf etc. ausgedehnt. Nach durchschnittlich zwei Wochen sollte in der Regel die volle Betreuungszeit erreicht sein.

Kleine und größere Rückschläge sind normal

Nicht alle Kinder sind gleich und so brauchen manche auch mal ein paar Tage länger um Vertrauen zu fassen. Das ist kein Beinbruch und sollte zeitlich einkalkuliert werden. Generell ist jedes Kind für eine Kita geeignet. Man sollte daher nicht frühzeitig die Flinte ins Korn werfen.

Neben den emotionalen Hindernissen kann es Rückschläge durch Krankheiten geben. Gerade Kinder die zuvor seltener Kontakt zu anderen Kindern hatten, können in einer Kita anfällig für Krankheitserreger sein. Ist ein Kind erkrankt, wird die Eingewöhnung bis zur Genesung unterbrochen. Bei kurzen Abwesenheiten wird dann am letzten Punkt wieder eingesetzt. Bei längeren kann es auch mal ein paar Schritte zurückgehen.

Um unnötigen Stress zu vermeiden, sollten sich Eltern daher nicht nur die durchschnittlichen zwei Wochen einplanen, sondern zur Sicherheit mit vier Wochen kalkulieren.

Was ist das Münchner Modell?

Das Münchner Modell ist ein weiteres pädagogisches Eingewöhnungsmodell. Es beinhaltet ähnliche Aspekte wie das Berliner Modell wie bspw. die Einbeziehung des Elternteils.

Wesentlicher Unterschied ist, dass es sich nicht nur auf den Beziehungsaufbau zu einer speziellen Bezugsbetreuerin konzentriert, sondern einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Dabei steht das Kind und dessen Bindungsfähigkeit zu mehreren Betreuungspersonen im Vordergrund. Dazu verbringen Kind und Elternteil in der ersten Woche mehr Zeit in der Einrichtung und lernen mehrere Räume und Personen kennen. Eine erste Trennung erfolgt hier dann auch erst später, meist mit dem sechsten Tag.

Welches und ob eines der beiden Konzepte besser ist, darüber streiten sich die Experten. In der Regel wird man von der jeweiligen Wahl der Einrichtung abhängig sein. Am Ende wurde noch jedes Kind auf die eine oder andere Weise eingewöhnt.

Welche Probleme können bei der Eingewöhnung in die Krippe auftreten

Das größte Problem bei der Eingewöhnung entsteht bei Abschied. Der erste Trennungsversuch und ggf. auch die folgenden sind oft mit Tränen und Geschrei verbunden. Viele Eltern lassen sich dadurch verunsichern und zweifeln eventuell am Erfolg des Prozesses. Die Tränen bei der Trennung zerreißen dabei vielen das Herz. Dabei sind sie völlig normal und gerade bei kleinen Kindern noch die einzige Ausdrucksweise, um ihren Unmut zu bekunden. Hierbei ist das Vertrauen der Eltern in das Fachpersonal wichtig. Wenn die Eltern in diesen Situationen Unsicherheit ausstrahlen, überträgt sich dies unweigerlich auf das Kind.

Ein weiteres Problem können Unterbrechungen des Eingewöhnungsprozesses sein. Krankheiten von Kind oder Bezugsperson, Feiertage und Wochenenden können den Eingewöhnungsprozess leicht verzerren. Ein verlässlicher Rhythmus ist aber entscheidend für den Vertrauensaufbau bei kleinen Kindern. Daher sind häufige Unterbrechungen und erneute Ansätze nicht förderlich, auch wenn dies kein Scheitern zur Folge haben sollte.

Tipps für Eltern: Wie die Eingewöhnung gut gelingt

Zum Abschluss habe ich noch einige Tipps aus meiner eigenen und fremden Erfahrungen zusammengetragen. Es gibt nämlich durchaus ein paar Dinge, die Eltern beherzigen können, damit die Eingewöhnung gut gelingt.

Ein paar Denkanstöße

  • Positive Grundhaltung der Eltern – die Herangehensweise der Eltern ist ausschlaggebend für den Erfolg der Eingewöhnung. Eine unsichere, skeptische oder unzufriedene Haltung der Eltern überträgt sich automatisch auf das Kind. Um Situationen einschätzen zu können orientiert sich das Kind an seiner Bezugsperson. Also zeigt Überzeugung und eine positive Einstellung zur Sache.
  • Genügend Zeit einplanen – Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Eine Eingewöhnung kann aus unterschiedlichen Gründen auch mal länger dauern. Schlecht ist es dann, wenn man sich einen zu engen Zeitraum geblockt hat und unter Druck gerät. Der dadurch entstehende Stress wirkt wiederum auf das Kind aus.
  • Nicht zu viele Veränderungen auf einmal – Eltern sollten nicht zu viele Veränderungen auf einmal herbeiführen. Also nicht gleichzeitig Eingewöhnung, ein neues Zimmer, eine neue Schlafsituation, ein neues Haus/Wohnung auf das Kind einprasseln lassen.
  • Keinen zeitnahen Familienurlaub oder andere Abwesenheiten planen – gerade frisch eingewöhnt und dann drei Wochen zur Oma auf den Bauernhof, kann sich rächen. Das Kind sollte sich auch nach erfolgreicher Eingewöhnung erstmal noch eine Zeit einfinden können, bevor es wieder woanders hingeht.
  • Vertrauen in das Fachpersonal – auch wenn man sein Kind am besten kennt, die Betreuer/-innen machen das nicht zum Ersten mal. Es mag schwerfallen, aber vertraut in deren Expertise und lasst auch mal neue Impulse zu
  • Vertraut nicht blind auf das Fachpersonal – und gleich der Widerspruch. Es gibt auch solche, die sich selbst ein wenig unsicher sind und dann Modelle und Konzepte wie ein dogmatisches Schild vor sich hertragen. Alle Modelle und Konzepte sind jedoch im Kern am Kind und dessen Reaktionen ausgerichtet und nicht an stringenten Vorgaben. Wenn sich ein Kind bspw. schnell und leicht trennt, sollte man nicht zwingend die Situation verkomplizieren und in die Länge ziehen. Als Eltern sollte man hier auch immer das Gespräch auf Augenhöhe suchen und seine Wünsche äußern. So kann man Unzufriedenheit und Unstimmigkeiten vorbeugen.

Der wichtigste und grundlegendste Rat ist und bleibt aber: Stehe fest und mit klarer Überzeugung zu Deiner Kinderbetreuungsentscheidung. Überzeugte Eltern schaffen überzeugte Kinder, verunsicherte Eltern verunsichern ihre Kinder.


Verwandte Themen und Fragen

Geht die Eingewöhnung schneller bei einem Wechsel vorheriger Betreuung durch eine Tagesmutter? Die Eingewöhnung in einer Krippe kann in diesen Fällen schneller und unproblematischer ablaufen. Das liegt daran, dass die Kinder bereits die Trennungssituation gewöhnt sind und sich anderen Bezugspersonen öffnen können. Dennoch bedarf es auch hier eine gewisse Zeit der Umgewöhnung an die neue Umgebung und die neue Bezugsperson.

Was tun, wenn das Kind bei der Eingewöhnung in die Krippe weint? Weinen gehört im gewissen Umfang dazu und wird sich nicht immer ganz vermeiden lassen. Es bedeutet jedoch nicht, dass man die Eingewöhnung abbrechen muss oder dass diese scheitert. Wichtig ist, dass die Eltern eine positive Ausstrahlung zeigen und dem Kind so zeigen, dass alles okay ist. Dann lässt dich das Kind auch leichter von der Bezugserzieherin trösten und ggf. mit einem Spielzeug ablenken.

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